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Doch der Monat Februar ist schlechthin der Narren Hoch-Zeit, bevor es dann heißt „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“. Und das ist gut so! Diese Narren, die mit ihren Späßen anderen eine Freude bereiten wollen, die Pläsier daran finden, sich zu verkleiden und damit den Hofnarren nacheifern, die mit teilweise derben, aber auch lustigen Sprüchen zur allgemeinen Erheiterung ihres Publikums speziell im Mittelalter beitrugen, sind eben nur zeitweise närrisch. Es sind halbe Narren und halbe Narren sind wir alle, wie Friedrich von Bodelschwingh schon erkannte, der eine weniger, der andere mehr.
Laut Bodelschwingh, Theologe und evangelischer Pastor, gibt es dann noch die ganzen Narren, die man einsperrt. Schön wär’s. Diese Narren, denen man das ganze Jahr über überall begegnet, laufen weiter frei herum, bilden sich ein, sie hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen, sehen aber in ihrer Verbohrtheit nicht, dass sie nur dumme, einfältige Personen sind, die ihren Mitmenschen mit ihren Äußerungen auf die Nerven gehen. Gut, mit denen kann und muss man leben. Ohren zu und einfach ignorieren.
Ja und dann gibt es aber noch nach Bodelschwingh die Dreiviertelnarren, die uns die größte Pein bereiten. Vor diesen Narren sollte man sich in Acht nehmen. Sie treffen, erst einmal in eine Machtposition gekommen, in ihrer Selbstüberschätzung und umnebelt vom eigenen Größenwahn dummdreiste Entscheidungen, ohne Rücksicht auf Mitmenschen zu nehmen, die darunter zu leiden haben. Und närrisches Volk, das ihnen dazu applaudiert und nachläuft, gibt es leider auch genügend.
Sie, liebe Leserin, lieber Leser, kennen bestimmt nationale und internationale Beispiele von Dreiviertelnarren, wie sie Bodelschwingh bezeichnet. Die Medien berichten fast täglich über deren Willkür. Wir werden uns hüten, Namen zu nennen. Der Fall eines deutschen Satirikers, der sich nicht scheute, einen Namen zu nennen, ist heute noch gerichtsmassig.
Feiern Sie ausgelassen die Faschingszeit, wenn Ihnen danach ist, denn am 1. März beginnt dann wieder eine neue Zeitrechnung für alle Halbnarren. Schade nur, dass mit Faschingsende nicht auch die Dreiviertelnarren verschwinden. Die Welt um uns herum wäre vielleicht dann etwas friedfertiger und sowohl im Kleinen und Großen erträglicher.
Trotz allem, immer daran denken:
„Mit Narren leben wird dir gar nicht schwer,
versammle nur ein Tollhaus um dich her!
Bedenke dann, das macht dich gleich gelind‘,
dass Narrenwächter selbst auch Narren sind!
(Johann Wolfgang von Goethe)