Workshop für Führungskräfte zum Thema „Kommunikation in Krisenzeiten“

„Krisenkommunikation: Wie sagt man, was keiner hören will?“, lautete das Thema eines Workshops für Führungskräfte an den Bezirkskliniken, der gut besucht war.  (Foto: Dörner/Bezirk Niederbayern)„Krisenkommunikation: Wie sagt man, was keiner hören will?“, lautete das Thema eines Workshops für Führungskräfte an den Bezirkskliniken, der gut besucht war. (Foto: Dörner/Bezirk Niederbayern)
Die Arbeit in den niederbayerischen Bezirkskranken-häusern (BKHs) läuft hochprofessionell und mit allen gebotenen Sicherheitsmaßnahmen. Doch die Mitarbeiter und Ärzte haben es teilweise mit Patienten mit schwierigen Krankheitsbildern zu tun. Trotz interdisziplinärer Konferenzen und einer akribischen Vorbereitung, die einer Lockerungsmaßnahme von Patienten vorausgehen, ist man nicht davor gefeit, dass Patienten anders reagieren als erwartet. In so einem Fall ist Krisenmanagement notwendig, um die Polizei und die Sicherheitskräfte schnellstmöglich und effektiv zu informieren, die Öffentlichkeit auf dem Laufenden zu halten und auch die Medien als wichtige Sprachrohre mit den nötigen Infos zu versorgen.
„Jede Krise ist anders und birgt etwas Unerwartetes, sonst wäre sie keine Krise, sondern ‚nur‘ ein schwieriges Thema“, sagt Katrina Elaine Jordan. Die Medientrainerin befasst sich intensiv mit Krisenkommunikation und gab bei einem Workshop Führungskräften und Entscheidungsträgern der niederbayerischen Bezirkskrankenhäuser in Straubing das nötige Rüstzeug an die Hand, wie sie in einem Ernstfall Informationen richtig kommunizieren. Das Seminar, das der Pressesprecher des Bezirks Niederbayern, Marcus Dörner, organisiert hat, stand unter dem Motto „Krisenkommunikation: Wie sagt man, was keiner hören will?“ Unter den Teilnehmer waren u.a. Ärztliche Direktoren, Chefärzte, Krankenhausdirektoren, Pflegedirektor, Personalratsvorsitzender, Vertreter der Polizei, Leiter und Mitarbeitende des Referats für Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Niederbayern. Auch Dr. Dorothea Gaudernack, Leiterin des Amtes für Maßregelvollzug, war Gast der Veranstaltung in Straubing.
In der Tat will es keiner hören, wenn ein Patient eines Bezirksklinikums das Weite sucht. Und doch kommen solche Situationen vor. Sich gegenseitig noch besser zu vernetzen, auch mit der Polizei, war eines der Ziele des Workshops am BKH Straubing. Werner Sika, Leiter des Sachgebietes Ordnungs- und Schutzaufgaben und Verkehr und Johann Lankes, Pressesprecher am Polizeipräsidium Niederbayern, gaben einen umfassenden Einblick in deren Organisationsstruktur und der polizeilichen Pressearbeit. „Im Ernstfall ist die Einschätzung des BKH zu einem Patienten von uns eine absolute Grundlage“, sagte Sika.
Johann Lankes stellte die klassische Pressearbeit sowie die Social Media-Arbeit des Polizeipräsidiums vor und erklärte: „Die Medien möchten interessante Geschichten, und das möglichst als Erstes. Und wir als Polizei wollen unsere Ansichten darstellen. Das gilt es, zu vereinen.“ In der Regel seien die Medien auch mit einer kurzen Erstmeldung zufrieden, solange noch nicht mehr Informationen vorliegen: „Hauptsache, es fließe Information, und es kann eine Berichterstattung erfolgen.“
Dies ist auch die Ansicht von Katrina Elaine Jordan. Die Erfahrung der Medienspezialistin ist: „Man sollte auf eine Medienanfrage nie mit ‚no comment‘ reagieren. Gar nichts zu sagen, ist der schlechteste Weg.“ Sie begrüßte das Seminar in Straubing: „Sie machen etwas Grundlegendes sehr richtig. Sie schaffen Strukturen, bevor etwas passiert ist.“ Jordan gab einen Einblick, wie Kommunikation funktioniert. Der Mensch könne gar nicht „nicht kommunizieren“. Dabei nehme das Gegenüber die Informationswirkung zu weniger als zehn Prozent daraus, was gesagt wird, und zu über 90 Prozent daraus, was die Körpersprache des Gegenübers aussagt. Um klar zu kommunizieren, sei es daher wichtig, seine Körpersprache unter Kontrolle zu haben. Wer etwas sagt, was er nicht so meint, den verraten unter Umständen die Augen, die Stimme oder auch die Füße. „Es ist nicht egal, was Sie sagen, aber es ist vor allem wichtig, wie Sie es sagen“, machte die Expertin deutlich.
Wichtig ihr zufolge ist das Thema Resilienz, also Krisen ohne größere Schäden zu überstehen. Dabei gehe es darum, auch für die Mitarbeiter zu sorgen, die unter Druck stehen: „Es sollte vorher festgelegt werden: Wer kümmert sich um die Kümmerer in so einer Stresssituation, wer löst wen ab?“ Zu einer Kultur des Umgangs miteinander zähle auch, dass die Mitarbeiter Bescheid wissen, was läuft: „Eine eiserne Regel sagt: Information immer intern vor extern.“ Jordan ist sich sicher: „Sie fahren damit eine Kommunikation, die eine Krise nicht verschlimmert, bei der Sie glaubwürdig sind und die Quelle bleiben, zu der man als erstes kommt.“ Eine gute Vorbereitung sei das A und O: „Man merkt erst im Austausch in der Krise, welche Rollen nicht geklärt sind.“
Informiert werden solle immer aktiv, nie reaktiv. „Sagen Sie nie nichts. Das Entscheidende ist, dass Sie kommunizieren: ‚Wir wissen was wir tun und stehen in engem Austausch mit der Polizei.“ Und es gelte: „Je konkreter die Info, desto wahrhaftiger.“ Bei der Formulierung sei der Grundsatz wichtig: „Das Gegenüber muss nicht nur hören, sondern auch verstehen können.“ Beispiele helfen dabei Jordan zufolge häufig mehr als Fachbegriffe.
Bei der Veranstaltung dabei war auch der Straubinger Bezirksrat Franz Schreyer. „Es ist enorm wichtig, zu wissen, wie man sich im Ernstfall richtig verhält. Daher erachte ich es als sehr positiv, dass der Bezirk hier die Initiative übernimmt und sich die Schnittstellen weiter vernetzen. “, sagte Schreyer.
Einblicke erhielten die Workshopteilnehmer aber nicht nur in die Medienarbeit und in Kommunikationsstrukturen, sondern wurden vom Ärztlichen Leiter Prof. Dr. Joachim Nitschke auch durch das Straubinger Bezirkskrankenhaus geführt. „Kommunikation ist Teil des Neustrukturierungsprozesses am BKH Straubing und die Vernetzung der Kommunikationsstrukturen ist ein wichtiger Baustein der Weiterentwicklung unseres Sicherheitskonzeptes. Der Austausch mit den Teilnehmern auf dieser Ebene war sehr konstruktiv“, so Prof. Nitschke.
– eb –
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