Prof. Dr. Georg Ohmayer erläutert das Konzept zur Gemeinwohlökonomie

(Foto: SPD-Landshut) (Foto: SPD-Landshut)
In der Vorstandssitzung der Landshuter SPD konnte die Vorsitzende Patricia Steinberger mit dem Vorstand den Koordinator der Regionalgruppe Landshut der Gemeinwohlökonomie (GWÖ), Prof. Dr. Georg Ohmayer begrüßen. In einem Vortrag stellte er das Wirtschaftsmodell des Vereins vor. Die Genoss*innen stellten schnell fest, dass der Grundgedanke ureigenste Themen der Sozialdemokratie vertritt.
Die Bayerische Verfassung hat im Artikel 151 und 157 im Teil „Die Wirtschaftsordnung“ bereits alle notwendigen Grundsteine für eine Gemeinwohlorientierung gelegt, es müsste sich nur darangehalten werden. Im Art. 151 heißt es:
(1) Die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Gemeinwohl, insbesondere der Gewährleistung eines menschenwürdigen Daseins für alle und der allmählichen Erhöhung der Lebenshaltung aller Volksschichten.
(2)
1 Innerhalb dieser Zwecke gilt Vertragsfreiheit nach Maßgabe der Gesetze.
2 Die Freiheit der Entwicklung persönlicher Entschlusskraft und die Freiheit der selbständigen Betätigung des einzelnen in der Wirtschaft wird grundsätzlich anerkannt.
3 Die wirtschaftliche Freiheit des einzelnen findet ihre Grenze in der Rücksicht auf den Nächsten und auf die sittlichen Forderungen des Gemeinwohls.
4 Gemeinschädliche und unsittliche Rechtsgeschäfte, insbesondere alle wirtschaftlichen Ausbeutungsverträge sind rechtswidrig und nichtig.
Der Art. 157 besagt, dass Kapitalbildung nicht Selbstzweck ist, sondern Mittel zur Entfaltung der Volkswirtschaft. Das Geld- und Kreditwesen dient der Werteschaffung und der Befriedigung der Bedürfnisse aller Bewohner.
Die Gemeinwohlökonomie vertritt ein klimafreundliches Wirtschaftsmodell
Wir kennen Planwirtschaft und Marktwirtschaft, wobei uns der Kapitalismus in der Marktwirtschaft große Probleme gebracht hat. „Immer mehr Profit, immer besser, immer größeres Wachstum.“, kritisiert Ohmayer. „Alles wird nach dem BIP ausgerichtet.“ Wir haben einige Krisen im Moment zu bewältigen, z. B. die Umweltkrise. Der Weltüberlastungstag ist derzeit beim 29. Juli und in Deutschland ist dieser Überlastungstag sogar schon Anfang Mai. Vor 100 Jahren sei die Welt noch in Ordnung gewesen, die Welt war leer und Verschmutzungen gab es nur vereinzelt. Jetzt ist die Welt voll, es gibt viel mehr Menschen, viel mehr Autos, viel mehr Industrie. Gleichzeitig stecken wir in einer Systemkrise, die Gewinne sind privatisiert, aber die Verluste müssen alle tragen. „Alles am Bruttoinlandsprodukt zu bemessen, ist Blödsinn. Das Gemeinwohl muss das Maß aller Dinge sein.“, fordert Prof. Ohmayer. Deshalb sollte die Umwelt in 10 Jahren klimaneutral sein. Wir brauchen statt einer Wirtschaft, die wie ein Förderband funktioniert, dringend wieder eine Kreislaufwirtschaft und Produkte, die recycelt werden können und reparierbar sind. „Wir müssen uns die Frage stellen: Brauchen wir ewiges Wachstum?“ Der amerikanische Wissenschaftler Kenneth Boulding stellte bereits Mitte des letzten Jahrhunderts fest: „Wer in einer begrenzten Welt an ein unbegrenztes Wachstum glaubt, ist entweder ein Idiot oder ein Ökonom.“
Fast 90 % der Deutschen wünscht sich eine neue Wirtschaftsordnung, denn ohne eine große Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft, werden wir den Planeten Erde zerstören. Die Gemeinwohlökonomie ist Vorreiter und versucht Unternehmen wie auch Kommunen zu sensibilisieren. Volkswirtschaftlich tritt anstelle des BIP das Gemeinwohlprodukt, betriebswirtschaftlich anstelle der Finanzbilanz eine Gemeinwohlbilanz. Als oberstes Ziel soll anstelle Gewinnstreben, das Gemeinwohlstreben stehen, so wie es in der Bayerischen Verfassung steht, die aus der Feder des Sozialdemokraten Wilhelm Hoegner stammt. Unternehmen wie auch Kommunen sind aufgerufen sich den Titel „Gemeinwohlunternehmen“ zu vergeben, anhand der Gemeinwohl-Matrix kann eine Gemeinwohl-Bilanz erstellt werden. Die Menschenwürde, die soziale Gerechtigkeit, die Ökologie sowie Demokratie und Transparenz stehen im Fokus.
 
 
Anja König
Stadträtin
Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion Landshut
Stv. Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Landshut-Stadt
Mobil: 01525-3113535
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