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Mario Schäfer
Geschäftsführer,
Private Brauereien Bayern e.V.
anlässlich der gemeinsamen Pressekonferenz
Hopfenernte und Hopfenmarkt 2022
Nach zwei entbehrungsreichen Jahren für die Brauereien war der Sommer 2022 wieder geprägt von vollen Biergärten, Volksfesten und anderen Großveranstaltungen bei teils hohen Temperaturen. Auch wenn wir das Vor-Corona-Niveau noch nicht wieder erreicht haben, sorgte das schöne Wetter in den Sommermonaten wieder für bessere Absätze bei den Brauereien als in den beiden Sommern davor. Doch genau diese anhaltend hohen Temperaturen kombiniert mit fehlendem Niederschlag sorgten für schlechte Wachstumsbedingungen beim Hopfen. Die Ausführungen meiner Kollegen von den Hopfenfachverbänden zeigen, dass nach dem guten Hopfenjahr 2021 in diesem Jahr mit mageren Erträgen zu rechnen ist. Die Braubranche an sich steht vor großen Herausforderungen. Besonders die kleinen und mittelständischen Brauereien, die ja den Großteil der deutschen Brauwirtschaft ausmachen, leiden unter den derzeitigen Kostensteigerungen. Insbesondere die Kosten für Energie, Rohstoffe, Reinigungsmittel und Verpackungsmaterialien haben sich verteuert. Im Durschnitt kommen im laufenden Jahr auf eine klassische mittelständische Brauerei Mehrkosten im sechsstelligen Bereich zu. Kastenpreise weit über 20 Euro wären notwendig, damit die Brauereien kostendeckend arbeiten könnten. Eine Weitergabe dieser gestiegenen Kosten an die Konsumentinnen und Konsumenten ist jedoch nur bis zu einem gewissen Grad möglich. Derzeit ist zu beobachten, dass Verbraucherinnen und Verbraucher auch beim Bier wieder stärker auf den Geldbeutel schauen.
Für viele kleinere Brauereien geht es ums wirtschaftliche Überleben. Erste Brauereien haben bereits aufgegeben oder angekündigt in absehbarer Zeit den Betrieb einzustellen. Ein Lichtblick ist hierbei die vor kurzem beschlossene Entfristung der ermäßigten
Biersteuersätze im Rahmen der Biersteuermengenstaffel. So können die größenbedingten Wettbewerbsnachteile kleiner, unabhängiger Brauereien im Vergleich zu Großbrauereien durch Steuererleichterungen auch in Zukunft teilweise ausgeglichen werden. Doch die derzeitigen enormen Kostensteigerungen können davon nicht kompensiert werden. Bei der von der Regierung geplanten Strom- und Gaspreisbremse werden kleine und mittelständische Unternehmen nicht in dem Maße unterstützt, wie das bei Industrieunternehmen vorgesehen ist. Ein weiteres Thema in diesem Jahr war der akute CO2-Mangel in den Sommermonaten. Brauereien mussten zwischenzeitlich ihre Produktion einstellen, da die insbesondere für die Abfüllung wichtige Kohlensäure fehlte. Derzeit ist die Versorgung – wenn auch auf niedrigem Niveau – gewährleistet, sodass die Unternehmen produzieren können. Durch die Abhängigkeit von wenigen Produzenten in Deutschland kann der Mangel jedoch jederzeit wieder akut werden.
Die Folgen des Klimawandels werden einem bei einer Pflanze wie dem Hopfen besonders vor Augen geführt. Deshalb begrüßen wir es, dass die Hopfenwirtschaft hier an nachhaltigen Konzepten arbeitet. Trotz desschlechten Ernteergebnisses beim Hopfen in diesem Jahr ist die Versorgung der Brauwirtschaft mit Hopfen gesichert – der sehr guten Ernte 2021 sei Dank. Dennoch wird bei einigen Hopfensorten in diesem Jahr die Alpha-Klausel greifen. Darüber hinaus ist mit kurzfristigeren Verträgen und höheren Preisen zu rechnen. Die Brauwirtschaft sieht dabei auch die Probleme der Hopfenpflanzerinnen und -pflanzer: auch sie leiden unter den steigenden Energie- und Materialkosten. Um eine adäquate Lösung zu finden, ist dabei ein partnerschaftlicher Umgang aller Beteiligten essentiell – von den Pflanzern über den Hopfenhandel bis hin zu den Brauereien. Nur durch Zusammenarbeit auf Augenhöhe kann es gelingen, die Auswirkungen der derzeitigen Energiekrise sowie des Klimawandels erfolgreich zu meistern und so unsere einzigartige Biervielfalt in Deutschland zu erhalten.
 
 
 
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