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Ein Teil des Rückgangs der Ausbildungsverträge war aufgrund des demografischen Wandels zu erwarten – weniger Schulabgänger bedeuten weniger Lehrlinge. Zusätzlich hat der wochenlange coronabedingte Lockdown viele Mechanismen des Berufswahlprozesses unterbrochen und die Lehrstellensituation beeinflusst. „Es waren weder Ausbildungsmessen, Berufsberatungen und –orientierungen, Praktika oder gar Vorstellungsgespräche für angehende Lehrlinge möglich, das spiegelt sich in den Ausbildungszahlen wider“, sagt Jürgen Kilger, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Jetzt sei es immens wichtig, dass der Berufswahlprozess wieder volle Fahrt aufnehme.
Ausbildungsbereitschaft der Betriebe ist weiter hoch Auch kurz vor dem traditionellen Starttermin für Lehrlinge am 1. September, gibt es noch zahlreiche Chancen für Bewerber auf einen passenden Ausbildungsplatz – quer durch alle handwerklichen Berufssparten. Die Betriebe suchten nach wie vor Nachwuchs und Fachkräfte, die Ausbildungsbereitschaft sei weiterhin hoch, wie Jürgen Kilger betont. Immerhin kommen laut Statistik der Agentur für Arbeit auf einen unversorgten Bewerber in Niederbayern 3,3 unbesetzte Stellen, in der Oberpfalz sogar 4,6.
Einstieg in die Lehre auch im laufenden Jahr möglich In der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer sind zum 31. August 2020 noch 1.448 freie Ausbildungsstellen gemeldet, davon 724 in Niederbayern und auch 724 in der Oberpfalz. Die meisten freien Stellen gibt es in den Berufen Elektroniker, Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Metallbauer, Kraftfahrzeugmechatroniker, Maurer, Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk, Kaufmann für Büromanagement, Feinwerkmechaniker, Tischler sowie Maler und Lackierer. Für Jugendliche bedeutet das: „Auch nach dem offiziellen Start ins Ausbildungsjahr ist es möglich, im Traumberuf durchzustarten. Ein Lehrvertrag kann nämlich noch im laufenden Jahr abgeschlossen werden“, sagt HWK-Präsident Dr. Georg Haber. So hoffe das Handwerk auf einen gewissen Nachholeffekt bis Ende des Jahres. Der Handwerkskammerpräsident betont zudem die Chancen und Potentiale einer Handwerksausbildung. Die Betriebe seien regional verwurzelt, wirtschafteten nachhaltig und seien damit ein „Stabilitätsanker während der Krise, auch weil Mitarbeiter gehalten werden“. So habe man im Gebiet der Handwerkskammer beispielsweise keine Ausbildungslösungen aufgrund von Corona verzeichnet. „Das Handwerk hat sich wieder krisenfest gezeigt und wird auch die Zukunft meistern“, sagt Haber.


Kathrin Steidl
M. A.
Referentin
Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz
Öffentlichkeitsarbeit, Presse