Das anna-funk-ensemble spielt am

30./31. Juli 2021 Alter Hafen Kelheim, 19:30 Uhr

Johann Wolfgang von Goethe: Faust I

Mit: Amadeus Bodis als Faust, Ulrike Dostal als Frau Marthe, Oliver Exner als junger Faust, Benedikt Frank als Valentin, Anna Funk als Mephistophele und Katharina Mayer als Gretchen.

Regie: Anna Funk

Faust Anna Funk (Foto: Benedikt Frank)Faust Anna Funk (Foto: Benedikt Frank)
Faust I, vor über 200 Jahren von Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe geschrieben, gilt bis zum heutigen Tag als DAS literarische deutschsprachige Werk schlechthin. - Warum?

Die Handlung

Die Geschichte ist eigentlich schnell erzählt: Alter, depressiver aber hochgebildeter Mann sehnt sich nach dem wilden Leben. Er lernt jemanden kennen: Mephistophele.

Sie hat ihn schon länger im Blick. Sie ist halbseiden. Sie kennt all das, wonach sich Faust sehnt. Sie bietet ihm an, ihn durch ein neues wildes Leben zu führen, mit Abenteuern aller Art. Die Gegenleistung: Gelingt es ihr Faust zu verzücken, möchte sie im Jenseits seine Seele haben. Faust willigt ein. Denn wer weiß schon, ob es ein Jenseits gibt?

Mephistophele bringt ihn in berauschende Situationen, verschafft ihm eine Verjüngungskur, durch die sich Faust wie neu geboren fühlt. Er trifft auf Gretchen, ein junges einfaches Mädchen, die beiden verlieben sich.

Gretchen wird schwanger, Faust verliert zugleich immer wieder das Interesse an ihr, er ist hin- und hergerissen, kann sich nicht wirklich an sie binden. Darunter leidet Gretchen. Mephistophele überredet Faust, wieder zu Gretchen zurückzukommen und gibt ihm ein angebliches „Schlafmittel“ für Gretchens Mutter, damit das Paar ungestört ist. In Wahrheit wird Gretchens Mutter an diesem Gift sterben.  Gretchens Bruder, Valentin, leidet sehr unter der Situation und dem Unglück, das Faust seiner Schwester gebracht hat. Eines Nachts, als Faust wieder mit Hilfe Mephistopheles mit Gretchen schlafen will, kommt es zur Begegnung mit Valentin und zur körperlichen Auseinandersetzung, die so sehr eskaliert, dass Valentin an den Verletzungen stirbt.
faustbildpille (Foto: Benedikt Frank)faustbildpille (Foto: Benedikt Frank)

Gretchen, die nun die Mutter und den Bruder verloren hat, tötet aus Verzweiflung und in psychisch vollkommen desolatem Zustand ihr Kind sofort nach der Geburt. Mephistophele will Faust daraufhin mit einer extremen Orgie ablenken, doch Faust erfährt vom Leid Gretchens, die sich nun des Kindsmords schuldig gemacht hat. Faust sucht Gretchen ein letztes Mal auf, möchte sie irgendwie retten: Es kommt zur Katastrophe.

Die anna-funk-Inszenierung

Der Originaltext von Goethe wird zwar stark gestrichen, aber ansonsten wortgetreu beibehalten.

Es gelingt allerdings durch zeitlose und moderne Bilder das 200-jahre-alte Stück vollkommen zu entstauben. Die Zuschauer sehen eine Familientragödie aus dem Jahr 2021. Der Fokus der Inszenierung liegt auf den Schauspielern in ihrer puren Existenz, die nicht nur sprechen, sondern auch Musik machen und tanzen.

Durch die Verdichtung des Figurengeflechts entsteht ein Beziehungsdrama aus fünf Personen: Faust, ein hochgebildeter unzufriedener Professor – Gretchen, eine junge Frau, die sich in Faust verliebt – Valentin, Gretchens Bruder, der sogar schon einmal den Faust in seiner Professorenfunktion aufgesucht hat, bevor dieser Gretchen kennenlernt - Mephistophele, die Freude an skrupelloser Manipulation hat – Marthe, Gretchens Nachbarin und Ärztin, auch lose aus vergangenen Zeiten mit Mephistophele bekannt.

Eingriffe in die Handlung gibt es nur am Ende. Wie dieses aussieht, wird nicht verraten und darf der werkkundige Zuschauer allerdings selbst herausfinden.

Der religiöse Bezug des Originals ist zwar noch vorhanden, wird aber zurückgedrängt: Für den gläubigen Zuschauer bleibt der transzendente Bezug präsent. Die Inszenierung kann aber genauso gut ohne jeglichen transzendenten Bezug gesehen werden. Auf diese Weise werden sowohl gläubige als auch atheistische Zuschauer abgeholt und in ihrer Interpretation frei gelassen.
faustbildamadeus (Foto: Benedikt Frank)

Appetithäppchen für fleißige Zuschauer

Wer sich auf den Abend vorbereiten möchte, darf sich zur Vorbereitung einige Fragen stellen:

Wie frei bin ich?

Wer hat wie dazu beigetragen, dass mein Leben läuft, wie es eben läuft?

Was ist ein böser Mensch?

Was ist ein guter Mensch?

Was ist Schuld?

Wie wichtig ist mir Rausch im Leben?

Welches Recht auf den eigenen Körper habe ich?

Welches Recht auf Leben gibt es?

Welche Art von Beziehungen sind moralisch verwerflich und warum? 

Wie wichtig ist Freiheit für mich?

Wann fängt das Gefühl an, eingesperrt zu sein?

Was bedeutet Selbstverwirklichung?

Ist jede*r Täter*in auch zugleich Opfer?

(Und zusätzlich für alle Gottsuchenden: Gibt es ein Leben danach? Gibt es ein Paradies? Gibt es eine göttlich ausgleichende Gerechtigkeit? Gibt es göttliche unendlich liebende Gnade?)


Eintrittskarten können hier erworben werden

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