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Adolf Schapfl
Präsident Verband Deutscher Hopfenpflanzer e.V.
zur Hopfenernte und dem Hopfenmarkt 2022
Die deutsche Hopfenernte 2022 ist sehr schlecht ausgefallen. Mit Abschluss der Hopfenzertifizierung am 15. November stehen nun die offiziellen Zahlen fest:
Im Bundesgebiet konnten nur 34.406 to Hopfen geerntet werden, ein Minus von 28 % im Vergleich zum Vorjahr. In den einzelnen deutschen Anbaugebieten sehen wir ein ähnliches Bild:
Ernte 2022 in Veränderung zu 2021 in
to %
Hallertau 29.1529 - 29
Elbe-Saale 2.529 - 22
Spalt 411 - 49
Tettnang 2.302 - 15
Bitburg 12 - 46
Bundesgebiet 34.406 - 28
Bei Betrachtung der Alphawerte ergibt sich bei einzelnen Sorten ein noch schlechteres Bild, d.h. die Erträge bei den Alphasäuren als einer der wesentlichen Brau-Zutaten fallen noch weiter hinter das Vorjahr zurück. Das Jahr 2022 ist damit leider ein historisch schlechtes Jahr für
die deutschen Hopfenpflanzer.
Dabei hatte das Jahr 2022 gar nicht schlecht begonnen. Nach zwei Jahren mit zum Teil erheblichen Beschränkungen aufgrund der Corona-
Pandemie schienen die meisten Probleme daraus für den Hopfen- und Biermarkt überwindbar und zum Teil gelöst: Die dringend benötigten Saisonarbeiter konnten im Frühjahr wieder ohne größere Beeinträchtigungen auf unsere Höfe kommen und der Bierabsatz und damit der Hopfenbedarf gingen bereits wieder nach oben.
Mit Beginn des Ukraine-Krieges und mit der trockenen und heißen Witterung im Sommer sollten aber Belastungen auf die Hopfenpflanzer zukommen, die weit über die der zurückliegenden Jahre hinausgehen. Die sommerliche Witterung führte zu den bereits genannten geringen
Hopfenerträgen. Hinter den Angaben in Tonnen und in Prozent stecken letztendlich die fehlenden Einnahmen für die Hopfenpflanzer. Es fehlt ein beträchtlicher Teil der erwarteten und oftmals fest eingeplanten Einnahmen auf den Hopfenbetrieben. Deutschlandweit fehlen etwa 88 Mio. Euro bei den Hopfenpflanzern. Das stellt viele bereits vor große wirtschaftliche Probleme und bedeutet eine Belastung selbst für den Start ins nächste Hopfenjahr 2023.
Die schlechten Verkaufserlöse waren aber nur der traurige Abschluss des Hopfenjahres 2022. In Folge des Ukraine-Krieges waren die Kosten für wichtige Produktionsmittel für die Hopfenerzeugung enorm gestiegen. Die Hopfenpflanzer mussten das ganze Jahr über bereits erhebliche Mehrausgaben schultern, weil die Preise für Kraftstoffe, Aufleitdraht, Dünger, Heizöl und andere Produktionsmittel in nie dagewesene Höhen kletterten. Letztendlich waren die variablen Kosten für die Hopfenproduktion in 2022 um ca. 2.300 Euro je Hektar höher als im Vorjahr. Die deutschen Hopfenpflanzer hatten insgesamt Mehrausgaben von ca. 46 Mio. Euro, die nicht vorhersehbar waren und jetzt die Wirtschaftlichkeit der Hopfenerzeugung belasten.
Das Jahr 2022 ist also wirklich ein sehr schlechtes Jahr. Insgesamt fehlen aufgrund der schlechten Ernte und der gestiegenen Erzeugungskosten rund 134 Mio. Euro bei den deutschen Hopfenpflanzern!
Was aber sind die Lehren aus 2022?
Zum einen hat uns alle das Jahr 2022 eindringlich gezeigt, dass der Klimawandel auch im deutschen Hopfen massive Auswirkungen hat. Die notwendigen Maßnahmen sind sicherlich vielfältig und deren Umsetzung wird nicht in kurzer Zeit möglich sein. Die zwei wesentlichen Schritte für die Zukunft sind aber bereits klar erkennbar: Es müssen neue Hopfensorten mit einer höheren Klimatoleranz gezüchtet werden. In diesem Bereich sind wir in Deutschland mit dem Hüller Zuchtprogramm bereits seit mehreren Jahren auf einem guten Weg – mit bereits vorzeigbaren Resultaten! Die neuen Hopfensorten aus Hüll kommen besser mit trockenen und heißen Sommermonaten zurecht als frühere Sorten. Jetzt muss aber die Brauwirtschaft diese Sorten noch stärker in ihre Bierrezepte einbauen, damit der Umbau der deutschen Hopfenflächen gelingen kann. Der zweite notwendige Schritt ist der Ausbau der Bewässerung, denn auch bei den Neuzüchtungen sind die Ertragsrückgänge in schlechten Jahren immer noch erheblich, wenn auch nicht so katastrophal wie bei manchen älteren Sorten. Selbst in wichtigen anderen Hopfenbauländern werden die dort gezüchteten und an das dortige Klima angepassten Sorten fast alle bewässert.
Für den Ausbau der Bewässerung in deutschen Hopfengärten brauchen wir die Unterstützung von Politik und Behörden, weil bislang die wasserrechtlichen Genehmigungen eine oftmals sehr große Hürde sind. Der andere große Problembereich ist der enorme Kostenanstieg. Hier
können die Hopfenpflanzer nach und nach versuchen die Energiekosten dadurch zu senken, dass etwa Heizöl ersetzt wird. Der Gestaltungsraum für die Hopfenpflanzer ist hier aber begrenzt.
Letztendlich ist es die Aufgabe der Politik die Rahmenbedingungen – auch für die Hopfenproduktion – vernünftig zu gestalten. Und dazu gehören neben Maßnahmen gegen enorme Kostensteigerungen vor allem auch faire und realistische Rahmenbedingungen beim Pflanzenschutz.
Der deutsche Hopfenbau steht im Wettbewerb zu anderen Hopfenbauländer innerhalb Europas und weltweit. Trotzdem gibt es eine intensive und gute Zusammenarbeit auf internationaler Ebene. Viele Herausforderungen treffen alle oder fast alle Hopfenpflanzer aufder ganzen Welt. Die Ernten in 2022 waren auch bei den meisten europäischen Kollegen schlecht und Kostensteigerungen gab es in diesem Jahr in nahezu allen Bereichen weltweit, selbst wenn die deutschen Hopfenpflanzer vermutlich mehr unter den genannten Entwicklungen zu leiden haben als manch Andere. Für einige deutsche Hopfenpflanzer stellt sich mittlerweile grundsätzlich die Frage, ob für Sie die Hopfenproduktion überhaupt noch eine Zukunft hat. Die Politik muss bei ihren Entscheidungen diese Zusammenhänge im Blick haben, um den Hopfenbau in Deutschland für die Zukunft zu stärken und nicht zu schwächen!
 
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